'Das große Vogelsterben' und die Reaktionen

-:-

Sehr geehrte Frau Wille,
die Antwort der Verfasserin des Beitrages erreichte mich nun. Hängt unten an, wie meine Weiterleitung an für mich wichtige Leute und eine erste Reaktion dazu.
Groß auf die Antwort der Frau eingehen lohnt nicht. Der Beitrag war nicht investigativ, er war eine geistige Brandstiftung. In den allermeisten Betrieben wird darauf strikt geachtet, dass nur Schadinsekten getroffen werden. Egal was Biskaya kann oder nicht. Besondere Beachtung haben dabei die Bienen. Da wird jede mögliche Rücksicht genommen.
Früher konnte der Insektenschutz mit dem Saatkorn mitgegeben werden. Hätte eine Spritzung erspart, aber das will man nicht mehr. Die Beizung wurde verboten.
Wir können es uns aber auch nicht leisten, Ertrag zu verschenken. Nicht nur um uns selbst willen, wir haben immer noch den gesellschaftlichen Auftrag zur Ernährung unseres Volkes und auch darüber hinaus.
Es stimmt, wir bekommen eine Betriebsprämie, die etwa 30 % des Einkommens ausmacht. Eigentlich werden damit nur die Nahrungsmittelpreise niedrig gehalten. Die Förderung des BIO-Anbaus ist weit weit höher. Das nur dazu.
Der Landwirtschaft den vermeintlichen Insektenrückgang und dessen Folge den der Vögel anzuhängen ist:
„doch alles blödes Gemache. Jeder der will kann heute mit seinem Halbwissen irgendetwas raushauen ohne die Dinge im Gesamtzusammenhang zu sehen. Darüber hinaus kommt noch politische, ideologische oder weltanschauliche Strategien hinzu. Dagegen gibt es jede Menge Veröffentlichungen wie Insekten das Stadtgrün erobern und im urbanen Raum zunehmen.“ Die Antwort eines Sachkundigen.
Es ist auch nicht zu verstehen, wie auf max 2 Überfahrten im Jahr Insekten ausgerottet werden sollen. Wo in Getreide ausschließlich in anderen Kulturen zumeist der Wind die Befruchtung übernimmt.
Wissen Sie , dass Ihr Sendegebiet Standort der modernsten Landwirtschaft fast weltweit ist. Und wie geht Ihr Sender damit um ? Letztlich zahlen auch die Landwirte Rundfunkgebühren. Aber nicht, damit ihnen ständig Schmutz übergekippt wird im Jargon „Ostdeutsche Großbauern“. Kein anderer Sender macht das so wie gerade der MDR. Auch nicht die Privaten, gut „Bauer sucht Frau“ macht uns manchmal zu Deppen.
Leider geben die Bauernverbände so ein Bild ab, das solch „investigativer Journalismus“ wenig Gegenwehr befürchten muss. Zumindest der sachsen-anhaltinische ist einfach nur noch jämmerlich.
Wir Landwirte müssen Sie bitten , endlich damit aufzuhören , uns zu verunglimpfen. Die Bäcker hätten wir auch schon aus den Dörfern vertrieben. Nichts gegen investigativen Journalismus, wenn er das dann auch ist. Aber in dem Beitrag ums Vogelsterben ging es nur ums böswillige Diffamieren. Es gibt so viele Lebensräume für Vögel, da kann es nun wirklich nicht am Acker liegen und dem Biskaya. Der Glaubwürdigkeit des mdr tut es nicht gut.

mit freundlichen Grüßen

Dr. Albrecht Kloss

GLG Gesellschaft für Landwirtschaft und Gewerbe mbH Warnstedt
Agrargesellschaft Warnstedt mbH

-:-

Die Antwort des MDR:

Sehr geehrter Herr Dr. Kloss,
vielen Dank für Ihre Email vom 20. Oktober 2017 an die Intendantin Prof. Dr. Wille. Sie bat mich, Ihnen zu antworten.
Sie schreiben, unser Beitrag „Dramatisches Vogelsterben“ in der Sendung exakt vom 27. September 2017 sei „geistige Brandstiftung“, „Halbwissen“ und „Verunglimpfung der Landwirte“. Das können wir nicht so stehen lassen.
Der Film ist Resultat einer zehnwöchigen sorgfältigen Recherche. Alle Landesämter für Landwirtschaft im Sendegebiet wurden zu dem Thema angefragt und haben mitgewirkt, ebenso der zuständige Agrarkontrolldienst Bernburg, das Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig, das Senckenberg Naturhistorische Institut sowie ein Obstbauer, der im Beitrag seine Gründe erklärt, warum und wie er das umstrittene Ackergift Neonikotinoid einsetzt. Die fachkundige Autorin hat die neuesten Forschungen und Veröffentlichungen zum Thema Vogel- und Insektensterben und dabei die Rolle der Pflanzenschutzmittel gesichtet und ausgewertet. Hier finden Sie einige der Quellen:
- Agrarreport 2017 des Bundesamtes für Naturschutz
- http://www.biodiversity.de/produkte/aktikel/neonikotinoide-im-boden
- http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809
- Wortprotokoll des Bundestags-Umweltausschusses, Januar 2016 Experten-Anhörung zum Thema Ursachen und Auswirkungen des Biodiversitätsverlustes bei Insekten.
Ihre Behauptung, in dem Beitrag ginge es um die böswillige Diffamierung der Landwirte, entbehrt aus unserer Sicht jeglicher Grundlage. Im Film wird an keiner Stelle behauptet, dass Pestizide aus der Landwirtschaft die alleinige Ursache des Insekten- und Vogelsterbens sind. Der Beitrag legt aber sehr wohl den Fokus auf die Pestizide, weil zahlreiche Studien die Pestizide als eine Hauptursache des Insekten- und Vogelsterbens identifiziert haben. Dieses Vorgehen ist journalistisch völlig legitim. Da die Landwirte diese Pestizide ausbringen, sind sie auch Teil des Problems. Diese Tatsache eine „Diffamierung“ zu nennen, finden wir nicht statthaft.
Nach unserem Verständnis ist es der Auftrag öffentlich-rechtlicher Sender wie des MDR, den gesellschaftlichen Diskurs gerade zu strittigen Fragen, Fehlentwicklungen und Missständen zu führen und auf solche Probleme auch in deutlicher Form aufmerksam zu machen.
Dass wir, wie sie behaupten, „ständig Schmutz über die Landwirte kippen“, entspricht nicht den Tatsachen. Schon in diesem Beitrag kommt ein Obstbauer zu Wort, der seine Sicht auf die Dinge und den Gebrauch von Pestiziden offen schildert. In der Sendung „exakt“ haben wir in den vergangenen Monaten ausführlich die Arbeitsbedingungen und Produktionsprobleme bei Gemüsebauern, Obstbauern und Milchbauern in lebensnahen Reportagen gezeigt.

In der Hoffnung, einige Missverständnisse ausgeräumt zu haben verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen

Wolf-Dieter Jacobi

Programmdirektor
MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

-:-

An die Autorin des Beitrages:

Werte Frau Mühlenberg,
schön und notwendig sich mit dem Rückgang der Vögel zu beschäftigen. Aber dann sollte es fachlich korrekt sein.
Die Kiebitze auf den Wiesen haben nicht das Problem, dass ihnen Futter weggespritzt wird. Auf Wiesen werden so gut wie keine PSM ausgebracht.
Da muss man schon genauer forschen.
Im Ackerbau werden saugende Insekten gezielt bekämpft, aber nur diese. Alles andere , und davon gibt es viele, bleiben unberührt. Im Gegenteil, gerade in den großen Schlägen Finden diese Insekten Schutz und Ruhe. Und, befruchtet werden die Ackerkulturen zumeist durch den Wind. Also daran stirbt kein Insekt.
Es ist so, in der Evolution haben sich Pflanzen entwickelt, die sich selbst vor Frass, also der eigenen Zerstörung schützen. Der Mensch ist auch ein Fraßfeind für die Pflanze.
Vor ihm schützt sie sich auch. Aber diesen Schutz verträgt der Mensch nicht, wenn er die Pflanze ißt. Also wurde ihr durch Zucht der Schutzmechanismus genommen.
Deshalb muss nun der Mensch die Pflanze schützen, will er sie zur Nahrung haben. Angefressene Körner oder wurmstichiges Obst wollen Sie doch auch nicht. Rohe Kartoffeln und Bohnen sind jetzt noch giftig.
Man kann viel fordern, aber hungrige Menschen werden böse. Und es gibt noch so viel Hunger auf der Erde.

Mit besten Grüßen

Dr. Albrecht Kloss

-:-

Die Antwort von: investigativ

Werter Herr Dr. Kloss,
Landwirte bekommen rund 40 Prozents ihres Einkommens aus Steuergeldern in Gestalt verschiedener Agrarsubventionen. Angesichts dessen kann man verlangen, dass sie im Interesse der Allgemeinheit handeln und die Böden und Umwelt auch für nachfolgende Generationen pfleglich behandeln. Neonics sind hochwirksame systemische Gifte, verbleiben lange im Boden, schädigen auch Regenwürmer und andere Bodeninsekten, die den Humus bereiten. Der neonikotinoide Wirkstoff Thiacloprid (z.B. in Biscaya enthalten als Sprühmittel auf Rapsblüten) schädigt laut BVL-Datenblatt zahlreiche Wildinsekten wie Marienkäfer, Flurfliegen, Brackwespe und Wildbiene. Nicht nur saugende Insekten, wie Sie irrtümlich annehmen.
Ihre Annahme, die Alternative zu gespritztem Obst wäre wurmstichiges Obst, ist längst überholt, wie tausende Biolandwirte täglich beweisen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft listet die zugelassenen Mittel für Biolandwirte auf. Das sind über einhundert Seiten. Biolandwirte kommen auch zurecht, nur geht eben beides nicht zusammen: billigst produzieren und die Natur schonen.
Zum Hunger: Die Landwirte ernähren Europa nicht mehr. Wir importieren einen großen Teil der Lebensmittel. Die Hälfte der in Deutschland eingekauften Lebensmittel landet im Müll! Unsere Agrarbetriebe bauen vorwiegend Raps, Mais und Getreide als Viehfutter, für Silage, für Biogas und Biodiesel an. Wieso darf eine Berufsgruppe derart in die biologische Vielfalt eingreifen, Böden vergiften und Insekten ausrotten plus Vögel, wo sie zu 40 Prozent mit öffentlichen Geldern subventioniert wird? Ja, es gibt sicher noch weitere Gründe für das große Vogelsterben, aber die PSM, allen voran die Neonikotinoide, halten die meisten Forscher für die weitaus gefährlichsten Ursachen. Es gibt mehrere hundert Studien dazu.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Heidi Mühlenberg
Autorin des Beitrages

-:-

Die Antwort dazu von Udo Pollmer:

Hallo Herr Kloss,
an Argumenten mangelt es wahrlich nicht, aber an Fachleuten, die sich auch trauen, öffentlich etwas zu sagen. Alles was man an Argumenten direkt an diese Gestalten wie die Heidi schickt, verfehlt jede Wirkung. Nur da, wo man den Schlaumeierinnen öffentlich entgegentritt, lockt man sie aus der Reserve. Eine gute Gelegenheit wäre mein diesbezüglicher Beitrag bei Deutschlandradio (ehem. RIAS) gewesen. Da gings auf meiner (öffentlichen) Facebookseite hoch her. Denn die ganze grüne Bande fühlte sich danach sichtlich unwohl und empörte sich. Da hätte etwas kontra seitens der Landwirte nicht geschadet.
Hier das Link zum Beitrag: http://www.deutschlandfunkkultur.de/kolumne-ueber-artensterben-ruiniert-der-naturschutz-die.993.de.html?dram:article_id=394763

mit Dank & herzlichen Grüßen

Udo Pollmer