Vor 4.000 Jahren gab es schon 30 verschiedene Brotsorten

Entwicklung der Landwirtschaft vom Altertum bis zur Neuzeit

Altaegyptische DarstellungSeit etwa 5.500 vor Chr. ist der Anbau von Getreide auch in Mitteleuropa bekannt. Mittels Auslese (Selektion) der ertragreichsten Individuen und Einkreuzung von weiteren Wildgrasarten entwickelten sich nach und nach die bekannten Getreidesorten. Der erfolgreiche Ackerbau war Ausgangspunkt der menschlichen Kultur und Zivilisation. Erst der Anbau von Kulturpflanzen ermöglichte die Sesshaftwerdung und dadurch die Anfänge der menschlichen - beruflichen und ökonomischen - Arbeitsteilung und die Entstehung des Markthandels. Erste Städte und Stadtstaaten entstanden. Dies wiederum zwang, ermöglichte aber auch die Erforschung der naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten. Um den Anbau besser planen zu können, brauchte man Kenntnisse der Zeitabläufe. Dabei ergaben sich Lösungen durch die Beobachtung des Himmels.

Die Feldfrüchte mussten bewässert und auch bearbeitet werden. Man erfand Werkzeuge zur Ackerbearbeitung und führte die künstliche Bewässerung ein. Aufzeichnungen der „Tempel-Landwirtschaft“ führten zur Entwicklung der ersten Schrift (Keilschrift) der Menschheit. Schließlich musste festgehalten werden, wer seinen Ablieferungspflichten gegenüber der Priesterschaft nachgekommen ist.

Die Wechselwirkung aus der Notwendigkeit zur Steigerung und Sicherung der Erträge und der Suche nach Lösungen führte schließlich zu den Hochkulturen im Altertum wie wir sie aus der Geschichte kennen. Eng verbunden mit dem Beginn des Ackerbaus ist die Erzeugung von Zwischenprodukten (Mehl, Zucker) und die damit verbundene Zubereitung von Speisen.

Das beste Beispiel ist das Brot. Bereits die Ägypter stellten vor 5.000 bis 6.000 Jahren Brot aus Sauerteig her. Vor 4.000 Jahren kannten diese schon 30 verschiedene Brotsorten. Auch im israelitischen Reich war das Brotbacken bekannt. Der Ort Bethlehem heißt ins deutsche übersetzt Brothausen. Die Römer kannten ebenfalls eine große Anzahl von Brotsorten. Im Raum des heutigen Deutschlands fand Brot weitere 4(!) Jahrhunderte später Einzug.

Die Landwirtschaft in der Antike

Roemische DarstellungUrsprünglich war die Landwirtschaft im Altertum kleinbäuerlich geprägt. Für die Bearbeitung des Bodens standen die Muskelkraft von Mensch und Tier zur Verfügung. Mit dem Pflug konnte der Boden nur gelockert werden. Als Dünger diente der Mist aus den Ställen. Die Äcker wurden regelmäßig brach gelegt damit sie sich erholen konnten. Erst mit den Kriegen und der Expansion des Römischen Reiches setzte ein Wandel ein. Es kamen Sklaven in das Land, die sich aber nur die Oberschicht leisten konnte und die durch deren Ausbeutung ihren Reichtum mehrte. Bis in die Spätantike war die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig der Bevölkerung.

Die Beschäftigung in der Landwirtschaft galt als ehrbare und geachtete Tätigkeit. Handwerkliche Tätigkeiten wurden in vielen Fällen weniger geachtet. Bedeutende antike Schriftsteller nahmen sich der Landwirtschaft an, so unter anderem Hesiod um 700 v.Chr., Cato d. Ältere 234 bis 149 v.Chr., Varro 116 bis 27 v.Chr., Columella l.Jh. n.Chr., Palladius 5.Jh. n.Chr., Vergil 70 bis 19 v.Chr. und Plinius d. Ältere 23/24 bis 79 n.Chr.. Zur Zeit Catos galt der Anbau von Wein, Obst, Gemüse und Ölfrüchte als besonders ertragreich. In der Kaiserzeit wurde dann der Getreideanbau als vorteilhafter angesehen.

Roemische Hofstelle auf einem MosaikGrößere Güter entstanden, in denen die landwirtschaftliche Erzeugung zudem auch rationeller gestaltet werden konnte. So besaßen zur Zeit Neros sechs Großgrundbesitzer etwa die Hälfte der Provinz Afrika. Die Höfe wurden ursprünglich durch Sklaven, dann in der Kaiserzeit von Kolonen (freie Pächter) bewirtschaftet, da dieses rentabler war als die Sklavenwirtschaft. So finden wir noch die Ruinen der großen Landgüter (Villa Magna) und natürlich sehr viele kleine Pachthöfe.

Roemisches HoflebenDie landwirtschaftliche Erzeugung war am Markt ausgerichtet, um so den luxuriösen Lebensstil aber auch die politische Aktivitäten der Oberschicht zu finanzieren. So war festgelegt, dass die Landwirtschaft die einzige Erwerbsform der Senatoren des Römischen Reiches sein durfte.
Aus den Gütern erwuchsen die Latifundien, die solche Ausmaße annahmen, dass eine effektive Organisation und Verwaltung immer schwieriger und teurer wurde.

Andererseits fehlten nicht allen Kleinbauern die notwendigen Mittel, um ihre Felder rentabel und ertragreich zu erhalten, denn auch die einfachen Soldaten und die Zenturionen kehrten aus dem Krieg fast immer mit einem kleinen Geldbetrag zurück. Aber ein anderer Umstand bedrohte die Existenz der mittelgroßen und kleinen Bauernhöfe auch dort, wo die immer weiter um sich greifende Abneigung gegen die Landarbeit und die Verwüstungen des Krieges fehlten: die Sklavenarbeit. In den Jahren nach dem zweiten Punischen Krieg war die Zahl der Sklaven, die von den verschiedenen Kriegsschauplätzen und den Märkten des Orients nach Italien gebracht wurden, unverhältnismäßig stark angewachsen. Es mag der Hinweis genügen, dass an dem Sklavenaufstand des Jahres 135 v. Chr. allein in Sizilien 200000 Sklaven beteiligt waren. Der Sklave, früher der unentbehrliche Diener vornehmer Familien oder der Helfer des freien Bauern, wurde jetzt zum Gegenstand der Spekulation. Man kaufte Sklaven zu Hunderten und Tausenden, um sie auf den Latifundien zusammen zu pferchen und bei härtesten Lebensbedingungen unter einer bisweilen brutalen Aufsicht zur Feldarbeit zu zwingen. Der Kaufpreis war niedrig, verschwindend gering die Unterhaltskosten. Diese Sklaven stellten so billige Arbeitskräfte dar, dass der freie Bauer unmöglich mit ihnen konkurrieren konnte. Hinzu kam noch, dass der freie Bauer und Eigentümer zum Kriegsdienst verpflichtet war, der ihn mehrere Jahre hindurch von seinem Grund und Boden fernhalten konnte. Auch aus diesem Grunde sahen sich die Besitzer eines kleinen und auch mittleren Bauernhofes oft gezwungen, ihre Felder, deren Erträge täglich im Preis sanken, zu veräußern und den bescheidenen Erlös in gewinnbringenderen Unternehmen anzulegen.

Das waren also die verschiedenen Gründe, die um die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. den Verfall und schließlich das völlige Verschwinden der Bauernhöfe in Italien verursachten. Außer der Auflösung der mittleren und kleinen Landwirtschaftsbetriebe begünstigte die ständige, oft willkürliche Besitznahme des ager publicus durch die nobiles die Bildung von Latifundien. Der ager publicus setzte sich aus den mehr oder weniger großen Gebieten zusammen die man nach und nach den unterworfenen Völkern genommen, aber nicht in die Landzuweisungen an römische oder latinische coloni einbegriffen hatte. Dieses Staatsland wurde allmählich mit Erlaubnis des Staates von Privatleuten (nicht nur römischen Bürgern, sondern auch latinischen und italischen Bundesgenossen), denen man dieses Land zur Nutznießung überließ, in Besitz genommen. Der Eigentümer dieser Gebiete blieb jedoch nominell der Staat, der es sich auch vorbehielt, als Zeichen seines Besitzrechtes eine jährliche Steuer zu erheben. Diese Einrichtung sollte die Bildung vieler neuer Bauernhöfe begünstigen, wurde aber sehr bald einer der entscheidenden Faktoren für die Entstehung der Latifundien; denn das größte Teil dieses ager publicus kam schließlich in die Hände der reichsten und mächtigsten Leute.

Werkzeuge der roemischen LandwirtschaftZu Beginn der Kaiserzeit hatten sich riesige Großgrundbesitze gebildet, wie jener des Agrippa in Sizilien, der des unbekannten Freigelassenen, von dem Horaz in seiner Epode (4, 13) sagt, dass er »arat Falerni mille fundi iugera«, oder das Gut Senecas, das Columella (111, 5, 3) wegen seiner vorbildlich angelegten Weinberge preist. An dieser Stelle muss man den Leser vor Schlussfolgerungen warnen, die man oft zieht angesichts der großen Schäden, zu denen die Ausbreitung der Latifundien geführt hat; man beruft sich hierbei auf den berühmten Ausspruch des Plinius (XVIII, 35): latifundia perdidere Italiam! Zweifelsohne haben die Latifundien Italien zugrunde gerichtet. Doch der Verfall der mittelgroßen und kleinen Besitztümer hatte auch entscheidende Folgen im sozialen, moralischen, politischen und militärischen Bereich. Der Ackerbau und die Viehzucht, die nun auf großen Gütern betrieben und von einem bedeutenden Kapital unterstützt wurden, hatten außergewöhnliche Erfolge zu verzeichnen. Neue Methoden und neue Kulturen, die man in den Ländern der besiegten Völker kennen gelernt hatte, breiteten sich aus und auch die Sklaven brachten oft wertvolle technische Neuerungen mit. Es lichteten sich die Wälder, an die Stelle des nicht mehr einträglichen Anbaus von Getreide traten die Weinberge, die Olivenhaine und die Obstgärten. Gegen Ende der Republik hatte Italien seine größte landwirtschaftliche Blüte erreicht und wurde als Garten der Welt besungen.

Später beginnt ein langsamer Prozess der Erschlaffung und des Verfalls, der jedoch andere Ursachen hat, wie zum Beispiel den Geburtenrückgang, die um sich greifende Bürokratisierung, die Steuerlasten, die Geldentwertung.

Aber trotz allem blieb in den ersten Jahrzehnten des Kaiserreichs neben den Latifundien hier und da in Italien das mittelgroße bäuerliche Besitztum bestehen, geschützt durch weise Gesetze und begünstigt durch den Bau von Straßen und Brücken, die Sicherheit des Verkehrs und den lang anhaltenden Frieden. (unter Verwendung von Uwe Bigalke 2003)

Die sozialen Probleme im Reich wuchsen, wie auch der Widerstand der Sklaven gegen ihr Los. So wurde im 1. Jhd. n. Chr. damit begonnen, Ländereien an Landlose aufzuteilen oder an diese zu verpachten, mit dem Ziel, die wirtschaftliche Lage des Reiches nach den vielen Kriegen zu verbessern und den heimgekehrten Soldaten Arbeit zu geben. Dies konnte aber die Agrarkrise gegen Ende des Römischen Reiches nicht verhindern. Von der Sklaverei wollte man nicht lassen und, was sicher ein entscheidender Grund war, für eine Landwirtschaft, die nur einfache Werkzeuge besaß, brachten große Güter letztlich keine Vorteile. Nach Mitteleuropa kamen die Kenntnisse des Ackerbaus vor allem durch die Römer. Auch die folgende Völkerwanderung brachte neue Erkenntnisse und es waren die Araber, die einen hocheffektiven Ackerbau einführten, insbesondere durch eine intelligente Bewässerung.

Schon seit Beginn des Pflanzenbaus sucht der Mensch nach Methoden, das Pflanzenwachstum zu verbessern und das Saatgut und die Ernte vor Schädigungen zu bewahren mit dem Ziel, die Ausbeute und Qualität der Ernte zu steigern und die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. In der Antike begann der Mensch sich chemischer Methoden, vor allem der Düngung, zu bedienen. Die Babylonier verwendeten organische Düngemittel wie Stallmist oder Gülle sowie pflanzliche Produkte wie Kompost, die Ägypter nutzten den bei Überschwemmungen zurückbleibenden Nilschlamm als mineralischen Dünger. Homer erwähnte um 800 vor Christus in der Odyssee die Verwendung von Kuhdung als Dünger. Plinius der Ältere berichtete über die Verwendung eines kalkhaltigen Mergel als anorganischen Mineraldünger durch die Ubier sowie über die Gründüngung, bei der die Römer Hülsenfrüchte wie Ackerbohnen zur Bodenverbesserung unterpflügten.

„Der Boden, auf dem Ackerbohnen angebaut werden, freut sich gleich, als ob er eine Düngung erhalten hätte.“ - Plinius der Ältere: Naturalis historia

Im Mittelalter, am Ende des ersten Jahrtausends nutzten Menschen in Mitteleuropa Holzaschedünger als Lieferant von Kalium.