Neue Sorten und Einzug moderner Landtechnik sorgten für mehr Effizienz

Die Pflanzenzüchtung in der Region erlangte Weltruhm

Die Landwirtschaft in der beginnenden (Zweiten) industriellen Revolution

Mit der beginnenden Industrialisierung und der Wachsenden Bevölkerung, aber auch dem Zunehmenden Bedarf an Arbeitskräften in der entstehenden Industrie, begann die Entwicklung der Landwirtschaft Zu einer modernen Wissenschaft. A. D. Thaer war einer ihrer führenden Vertreter. Verbunden mit der Aufhebung der Leibeigenschaft Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Zunehmend wurden Wissenschaftliche Lehr- u. Forschungseinrichtungen gegründet, die Vorläufer der heutigen Institute und Fakultäten der Universitäten und Hochschulen. Die Zielgerichtete und Systematische Pflanzenzüchtung begann. In Quedlinburg erlangte sie Weltruhm. Dank der Forschungen von Liebig wurde der Kunstdünger eingeführt, Zunächst auf der Grundlage natürlicher Vorkommen. 1919 wurde dann mit der künstlichen Salpeterproduktion begonnen, als Ergebnis der Entwicklung der AmmoniakSynthese. Die Leunawerke entstanden. 1905 wurde der erste Meldedienst für Krankheiten und Schädlinge in Deutschland gegründet. 1919 begann die amtliche Prüfung von Pflanzenschutzmitteln. Damit gewann die Landwirtschaft auch an Ansehen, War sie es doch, die die Nahrungsquelle der Bevölkerung sicherte. Wie hoch diese war, Zeigte sich darin, dass man in der Weimarer Republik Sogar daran dachte, den Wert der Mark an den Roggenpreis Zu koppeln.

Die Landwirtschaftliche Fakultät der Martin-Luther-Universität ist auf dem Gebiet der Landwirtschaftswissenschaften eine weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Ausbildungs- und Forschungsstätte mit großer Tradition. Der Aufbau der Landwirtschaftswissenschaften an der "alma mater halensis et vitebergensis" begann mit dem am 30. April 1863 von Prof. Dr. Julius Kühn errichteten Lehrstuhl für Landwirtschaft unter Obhut der Philosophischen Fakultät. Julius Kühn verstand es, durch Berufung profilierter Hochschullehrer die Strukturen des Landwirtschaftsstudiums den steigenden Anforderungen anzupassen. Durch Ankauf von Land konnte Julius Kühn eine universitätseigene Feldversuchsstation in der Nähe der Ausbildungsstätte einrichten. Dort befindet sich heute noch der international bekannte Dauerversuch "Ewiger Roggenbau". Mit der Herausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift "KÜHN-ARCHIV" wurde 1911 begonnen.

Der eingeschlagene Entwicklungsweg der Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität fand seine konsequente Bestätigung in der 1947 gegründeten eigenen Landwirtschaftlichen Fakultät. Ihr erster Dekan war der weltbekannte Genetiker Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans Stubbe. Die fortschreitende Spezialisierung von Wissenschaft und Studium drückte sich in der Gründung neuer Institute aus, die auch heute die Grundlage für die gegenwärtigen Institutsstrukturen bilden.

Nachdem die Regierung der DDR am 11. Januar 1951 beschlossen hatte, eine zentrale Forschungseinrichtung für die Land- und Forstwirtschaft zu schaffen, wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1951 die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften errichtet[1], die seit 1972 Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR hieß. Aus der Klasse der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW) entstand die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften als eigenständige Institution zur Wahrnehmung der Aufgaben der Forschungsleitung und Forschungskoordination im Agrarbereich.

Laut Statut oblag der Akademie „als höchster wissenschaftlicher Einrichtung zur Förderung aller Zweige der Land- und Forstwirtschaft die Pflege des bedeutenden Erbes und der großen Tradition deutscher Landwirtschaftswissenschaften und die Aufgabe, diese in allen Zweigen und deren Grenzgebieten weiterzuentwickeln und damit zur Mehrung der geistigen Güter des deutschen Volkes beizutragen“.

Die Akademie bestand aus der Gelehrtengesellschaft (dem Plenum) der Ordentlichen Mitglieder, den landwirtschaftlichen Forschungsinstituten (Sektionen) und der zentralen Verwaltungs- und Leitungseinrichtung.

Nach der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 beendete die Akademie ihre Tätigkeit als organisatorische Einheit von Forschungseinrichtungen und zentraler Leitung. Sie wurde entsprechend Artikel 38 des Einigungsvertrages am 31. Dezember 1991 aufgelöst. Die weitgehend in die Leitung und Organisationsstruktur der Akademie eingebundene Gelehrtengesellschaft beendete annähernd zeitgleich ihre Arbeit und wurde ebenfalls aufgelöst.

Der Wissenschaftsrat der Bundesrepublik evaluierte die Akademieinstitute und verfolgte zugleich das Ziel, ein Konzept für die Neuordnung der ostdeutschen außeruniversitären Forschung zu erarbeiten. In seiner Stellungnahme zur Evaluierung der AdL empfahl der Wissenschaftsrat u. a. die Archivierung aller Dokumente und Forschungsmaterialien, die in den einzelnen AdL-Einrichtungen und im Akademie-Archiv lagerten. Diese Bestände sollten im Zuge der Archivierung so aufbereitet werden, dass sie allgemeiner Nutzung zugänglich sind.

Damit war das Ende staatlicher Agrarforschung eingeläutet.

Die bahnbrechende Erfindung, die die Mechanisierung der Landwirtschaft vorantrieb, war zweifelsohne die Dampfmaschine von James Watt. So gab es nach 1841 die Dampfmaschine auf einem Anhänger, die von Pferden zu Bauernhöfen gezogen wurde, um dort Dreschmaschinen anzutreiben.
Ende des 19. Jhd. wurden neue landwirtschaftliche Maschinen und Geräte konstruiert. Die landtechnische Industrie entwickelte sich Zunehmend. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen große Dampfpflüge, denen Traktoren in den 30er Jahren folgten. Dreschmaschinen und Mähdrescher kamen hinzu.

DreschbetriebDreschbetrieb Ende des 19. Jh. Die Dreschmaschine selbst stammt von Lanz und wird hier von einer fahrbaren Dampfmaschiene mittels Transmissionsriemen angetrieben. Foto: Max-Eyth-Gesellschaft

Im 20. Jahrhundert gelang es der Landwirtschaft ihre Ertragsfähigkeit deutlich zu steigern. Im Jahre 1907 wurden in Warnstedt, Wie sicher überall, Zwischen 15 und 20 dt/ha Weizen geerntet. 60 Jahre später waren es Zwischen 40 und 45 dt/ha. Ende des Jahrhunderts konnten Schon über 70 dt/ha erreicht werden. Dies verdeutlicht, welche Entwicklung Agrartechnik, Züchtung aber auch Düngung und Pflanzenschutz bewirkten. Das Zeigt sich auch am Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen, gemessen an der Bevölkerungszahl. Waren 1900 noch mehr als 50 % der Menschen in der Landwirtschaft tätig, sind es heute nur Ca. 2%. Während im 19. Jahrhundert ein in der Landwirtschaft Tätiger einen Mensch mit ernährte, sind es heute 140.

DampfpflugIn Deutschland fand bis zum Ende des Ersten Weltkrieges keine Serienproduktion von Schleppern statt. Ein Markt bzw. Bedarf an Zugmaschinen für die Feldarbeit bestand bis in die 1930er Jahre allenfalls bei Großbetrieben, wo noch Dampfpfluglokomobile eingesetzt wurden. Daneben stellten sich im Laufe der Zeit sogenannte „Spitzenbrecher“ ein, das waren durch Verbrennungsmotor angetriebene Ackermaschinen, die für die besonders schwere, von Zugtieren nicht mehr zu bewältigende Ödlandkultivierung zum Einsatz kamen.Bis 1925 verwendeten in Deutschland weniger als 1 % aller Betriebe Traktoren. Diese waren zu einem großen Teil aus den USA importiert und benötigten als Brennstoff teures Benzin. Die Rentabilität eines Traktors setzte deshalb eine Betriebsgröße von 50 bis 70 ha voraus. Neben der fehlenden Betriebsgröße erschwerten auch Einfuhrbeschränkungen eine rasche Verbreitung des Traktors in Deutschland. Hierbei ging es vornehmlich um ein Importverbot des "Fordson", weil die deutschen Unternehmen gegenüber dem mächtigen Ford nicht wettbewerbsfähig waren.

SchlepperEin deutliche Zunahme der Schlepper in Deutschland setzte erst mit der Verwendung des Dieselmotors ein.Den größten Erfolg hatte hier Lanz/Mannheim mit seinem "Bulldog HL" zu verbuchen, der ab 1921 auf den Markt kam. Er hatte einen Glühkopfmotor, der mit einer Lötlampe erwärmt werden musste. Dies war zwar eine umständliche, aber zuverlässige Methode, den Motor zum Laufen zu bringen.

Deutz F1M 414Der Deutz F1M 414 erschien 1937 auf dem Markt und war mit seiner Leistung von 11 PS aus einem Zylinder der erste echte „Bauernschlepper“. Gleichzeitig gehörte er mit zu den Schleppern, die mit den neuen „Ackerluftreifen“ ausgeliefert wurden. Foto: Max-Eyth-Gesellschaft

Nennenswert ist auch das Jahr 1934, als die hannoveraner Continentalwerke einen speziellen Ackerluftreifen zur Serienproduktion entwickelten.

1940 wurde schließlich die Zapfwelle normiert. Die Zapfwelle und die Luftreifen machten den Traktor nun zur "bäuerlichen Universalmaschine", die mittlerweile 50 bis 60 % der landwirtschaftlichen Arbeiten ausführen konnte.

Etwa 70.000 Traktoren hatten in Deutschland den Krieg überstanden, von denen die meisten defekt und ohne Ersatzteile waren. Nach einer Such- und Improvisationsphase von 1945 bis 1949 setzten 1950 für die Landmaschinenindustrie Boomjahre ein, die bis 1961 andauern sollten. Mit dem Wirtschaftswunder in den 50ern setzte zugleich auch die Vollmotorisierung und die Mechanisierung in der deutschen Landwirtschaft ein. Von rund 8.000 Traktoren im Jahre 1948 über 52.000 Traktoren im Jahre 1950 lag die Produktion 1955 schon bei 140.000 Traktoren. Gleichzeitig nahm die Zahl der Hersteller zu.

In den Boomjahren wurden ebenfalls viele technische Neuerungen an den Traktoren vorgenommen: Luftkühlung bei Dieselmotoren, Allradantrieb, Direkteinspritzung, Dreipunktanbau, Hydraulik, Frontlader und Geräteträger machten den Traktor zu einer universal einsetzbaren Maschine in der Landwirtschaft.

DreipunktanbauDer genormte Dreipunktanbau mit hydraulischem Kraftheber war einer der wohl bedeutendsten Fortschritte, die sich in den 1950er Jahren zur Serienreife entwickelten. Der körperliche Einsatz des Schlepperfahrers reduzierte sich damit erheblich. Foto: Max-Eyth-Gesellschaft

Doch ab etwa 1962 schien der Markt erst einmal gesättigt zu sein, und es setzte die letzte Phase in der Traktorenentwicklung ein. Wie schon erwähnt, charakterisiert man diese Phase mit der stetigen Verbesserung in der Technik der Traktoren doch mit rückgängigen Verkaufszahlen. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft nimmt auch hier seinen Einfluss: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe geht insgesamt stark zurück, und zwar im besonderen die Zahl der kleinen Betriebe gegenüber den großen Betrieben, wobei sich gleichzeitig die insgesamt landwirtschaftlich genutzte Fläche kaum verringert. Die Tendenz besteht also darin, dass die Landwirte gezwungen sind, ihre Höfe entweder ganz aufzugeben oder zu vergrößern, um auf Massenproduktion umzusteigen. So war es in der BRD.

Im Jahr 1946 wurden alle Großgrundbesitzer, die über 100 Hektar (ha) Ackerfläche besaßen, in der damaligen sowjetisch besetzten Zone enteignet. Das Land wurde überwiegend an so genannte "Neubauern" (hauptsächlich ehemalige Landarbeiter und Flüchtlinge) verteilt. In den 50er Jahren begann in der DDR eine forciert vorangetriebene Kollektivierung der Landwirtschaft nach sowjetischem Vorbild. Unter starkem politischem Druck gaben bis 1960 die letzten bäuerlichen Familienbetriebe die eigenständige Produktion auf. Seitdem dominierten Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG), in denen die Ackerflächen gemeinschaftlich bewirtschaftet wurden. . Damit war hier die Voraussetzung zur Entwicklung moderner Agrartechnik gegeben. Nach anfänglichen Erfolgen besonders beim Bau von Mähdreschern und Traktoren , die durchaus mit an der Weltspitze waren , konnte die Entwicklung nicht gehalten. Der unsägliche Dirigismus , die Aufteilung der Produktion im RGW und natürlich der allgemeine Mangel waren es, die zum Niedergang führten und in einem Nichts endeten.

Doch anders als bei volkseigenen Industriebetrieben blieben die Produktionsmittel im Besitz der Personen, die sie in die LPG eingebracht hatten. In der Agrarwirtschaft handelt es sich um das Produktionsmittel "Grund und Boden". Bis 1989 litt die Landwirtschaft in der DDR unter den üblichen Problemen sämtlicher anderer Sektoren der realsozialistischen Planwirtschaft: mangelnde Investitionen, geringe Produktivität, große Umweltbelastungen bei der Produktion. Seither hat sich jedoch die ostdeutsche Landwirtschaft zu einem Erfolgsmodell entwickelt: Sie ist geprägt durch große Betriebe mit hoher Produktivität, guter Gewinnsituation und oftmals umweltverträglichen Produktionsverfahren. Der Agrarbereich ist heute die einzige Branche, in der in Ostdeutschland mit besseren Ergebnissen gewirtschaftet wird als in den alten Bundesländern. Dieser Erfolg stand Anfang der 90er Jahre noch nicht fest.

Von der LPG zur Agrargenossenschaft

(Auszugsweise Bernd Marten - Landwirtschaft in Ostdeutschland: der späte Erfolg der DDR)

Die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft war in der DDR relativ groß. Im Jahr 1989 arbeiteten ca. 10,8 Prozent der Berufstätigen in diesem Bereich (Statistisches Jahrbuch der DDR 1990, S. 125). Die Vergleichszahl für die alten Bundesländer lag 1988 bei ca. 4,2 Prozent. (Statistisches Jahrbuch 1990, S. 90.) Es gab 1989 insgesamt 3.844 LPG und 464 volkseigene Güter, die im Durchschnitt sehr große Flächen bewirtschafteten. Ebenso wie die Betriebe der Industrie traf die Wiedervereinigung die DDR-Landwirtschaft völlig unvorbereitet. Doch anders als in allen anderen Branchen konnten sich die meisten LPG relativ schnell an die neuen Bedingungen anpassen und hatten innerhalb kurzer Zeit die westdeutsche Konkurrenz überholt. Die Gründe hierfür waren:

Es gab eine Übereinstimmung des Produktionskonzepts der DDR-Landwirtschaft und der Agrarordnung der Europäischen Union. Unter diesen Bedingungen konnten die ostdeutschen Agrarbetriebe ihre Vorteile bei der Massenproduktion im industriellen Maßstab ausspielen.

Die Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland war traditionell in sich widersprüchlich, weil sie einerseits den bäuerlichen Familienbetrieb propagierte, andererseits jedoch die Agrarordnung faktisch eine Massenproduktion unterstützte. Nach der Wiedervereinigung kam es zunächst zu einer klaren Bevorzugung bei der Einrichtung bäuerlicher Einzelbetriebe als achfolgern aufgelöster LPG. Größeren Betriebsformen wurden von der westdeutschen Agrarpolitik geringe Überlebenschancen eingeräumt.

Diese Politik ließ sich aber nicht durchsetzen, weil die Betroffenen selbst anders entscheiden konnten. Der Hintergrund hierfür war die klare Rechtslage beim genossenschaftlichen Eigentum, im Gegensatz zum Volkseigentum in den anderen Wirtschaftsbereichen. Die ländlichen Genossenschaftsmitglieder entschieden sich in großer Mehrheit für die Weiterführung der LPG in neuen Unternehmensformen. Angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen in der Umbruchsphase 1990/91 waren nur verhältnismäßig wenige bereit, das Wagnis einer bäuerlichen Existenz als "Wiedereinrichter" auf sich zu nehmen. Die seit Jahrzehnten andauernden Probleme bäuerlicher Betriebe in den alten Bundesländern – auch mit dem Begriff "Höfesterben" bezeichnet – waren wohlbekannt. Zudem waren und sind landwirtschaftliche Privatbetriebe in Ostdeutschland im Durchschnitt wesentlich größer – und damit rentabler – als diejenigen in den alten Bundesländern.

Nachdem anfangs versucht wurde, größere Nachfolgebetriebe von LPG zu benachteiligen, fand ein politisches Umdenken schon 1991/92 statt, auch um einen Zusammenbruch der ostdeutschen Landwirtschaft zu verhindern. Der Deutsche Bauernverband gab im selben Zeitraum seinen anfänglichen Widerstand auf und stimmte zu, dass Interessenorganisationen der früheren LPG in die traditionelle bäuerliche Interessenvertretung aufgenommen wurden. Außerdem fanden sich in den neuen ostdeutschen Landwirtschaftsministerien starke Fürsprecher der Agrargenossenschaften. Lehmbruch und Mayer schrieben 1998, "dass der an der Bewirtschaftung [in Form von Agrargenossenschaften] festhaltende Kern der ostdeutschen Landwirtschaft inzwischen ein politisch beachtliches Vetopotential gewonnen hat"

Bis August 1992 ließen sich ca. 3.000 landwirtschaftliche Nachfolgebetriebe als so genannte "juristische Personen" zumeist als Agrargenossenschaften registrieren. Sie wiesen eine Durchschnittsgröße von 1.136 ha auf. Damit waren sie im Mittel zwar kleiner als die früheren LPG. Doch wurden sie innerhalb kurzer Zeit wesentlich produktiver, weil sie sich nun auf ihre ökonomischen Kernaufgaben beschränken und intensive Rationalisierungsmaßnahmen durchführen konnten. In großem Umfang wurden nicht-ökonomische Funktionen wie Angebote der Daseinsvorsorge, welche die LPG in noch höherem Maße als andere Betriebe in der DDR wahrnehmen mussten, ausgegliedert. Die "Verschlankung" der Betriebsstrukturen führten zu einem starken Personalabbau. Teilweise wurde die Beschäftigtenzahl um 90 Prozent reduziert. Insgesamt ist die Landwirtschaft der Wirtschaftsbereich in Ostdeutschland, in dem im Vergleich zu der Zeit vor 1989 der größte Beschäftigungsabbau stattgefunden hat. Schon 1993 arbeiteten nur noch etwa 2,8 Personen je ha Fläche, verglichen mit 5,5 Personen/ha im Westen.

Zwei Jahrzehnte nach der Wende zeichnet sich deutlich ab, dass nur wenig von den Strukturen der DDR Bestand haben wird. Die Ironie der Geschichte besteht darin, dass die unter großen Mühen und gegen vielfältige Proteste zwangsweise durchgesetzte kollektivierte Landwirtschaft nur durch freiwillige Entscheidungen der Genossenschaftsmitglieder nach der Wende erhalten blieb. Diese Form der landwirtschaftlichen Massenproduktion konnte erst unter den Bedingungen der europäischen Agrarordnung, die diese Produktionsform bevorteilt, ihre Stärken entfalten. In der Zukunft wird es darum gehen müssen, damit verbundene nachteilige Effekte, nämlich die Vernachlässigung ländlicher Regionen, zu bewältigen.