Ernteerfolge waren entscheidend für gesellschaftliche Entwicklungen

Die Landwirtschaft war das Rückgrat großer Nationen

Die Landwirtschaft im Mittelalter

Im frühen Mittelalter waren es die Klöster, die die überlieferten Kenntnisse der Antike und der Araber über Ackerbau, Viehzucht und die Fischzucht nutzten und verbreiteten. Die Bauern Selbst betrieben hauptsächlich die Feldgraswirtschaft. Weideland wurde Zeitweise umgebrochen und Zwei bis drei Jahre Zum Ackerbau genutzt. Danach war der Boden ermüdet und wieder der Verwilderung überlassen.

MittelalterSpäter folgte der Einfeldwirtschaft, die Zweifelder- und Dreifelderwirtschaft. Bei der Einfeldwirtschaft wurde nur eine Frucht angebaut, Z. B. Roggen in jährlicher Wiederkehr bis zur Völligen Bodenermüdung. Gedüngt wurde mit Grassoden und Stalldung. Im Rahmen der Zweifelderwirtschaft wurde jährlich mit Brache gewechselt. Beginnend mit dem 8. Jahrhundert, aber hauptsächlich ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich die Dreifelderwirtschaft, bei der drei Felder in einer Rotation jährlich unterschiedlich genutzt wurden - also die Anfänge der Fruchtfolge wie wir sie heute kennen. Durch den Wechsel Winterfrucht, Sommerfrucht und Kleebrache konnten damals erhebliche Ertragssteigerungen erzielt werden.

Die Erträge unterschieden sich aber noch deutlich von den heutigen. Im frühen Mittelalter Stand nur eine Hälfte des Ernteertrages für die Ernährung Zur Verfügung, die andere Hälfte war Saatgut für das Folgejahr. Im 12. Jahrhundert war das Verhältnis Zwischen Saatgut und Ernteertrag Schon 1:3. Neu war auch in dieser Zeit, Pferde zu Spanndiensten einzusetzen. Verglichen mit bisher üblichen Ochsengespannen konnte mehr als die doppelte Leistung erbracht werden. Wesentlichste technische Neuerung war die Nutzung der Wasserkraft zum Betreiben Von Getreidemühlen. Getreide musste, um zu Nahrungsmitteln verarbeitet zu werden, gemahlen Sein.

Die Landwirtschaft war während der gesamten Epoche des Mittelalters der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig. Selbst gegen Ende des 15. Jahrhunderts, als die Zahl der Städte erheblich zugenommen hatte, lebten noch zwischen 80 und 90 Prozent der Bevölkerung auf dem Land und arbeiteten im Agrarsektor. Im mittelalterlichen Europa gab es jedoch große Unterschiede bezüglich des Anbaus der verschiedenen Nutzpflanzen, die durch die jeweilige geografische Lage bedingt waren. West- und Mitteleuropa gehörten aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen und Bodenverhältnisse zu den Agrarzonen, in denen die höchste Vielfalt anzutreffen war. Während einige Gebiete im Norden und Osten bei der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion sehr rückständig waren, existierten in Gallien und in den Ländern des Mittelmeerraums bereits im 10. Jahrhundert spezialisierte landwirtschaftliche Betriebe. Die Agrartätigkeit war vom Früh- bis zum Spätmittelalter insgesamt geprägt durch den Feudalismus und die Installation der Grundherrschaft als sein wesentliches Merkmal.

Diese Zeit war der Ausgang für die Nutzung der Wasserkraft, konnte damit doch noch mehr menschliche Kraft ersetzt werden. Erz- und Papiermühlen folgten, später Hammerwerke. Die Landwirtschaft stand Wiederum am Anfang einer Revolution, hier der ersten technischen Revolution in der Geschichte der Menschheit.

Zur Zeit Karls des Großen gab es noch viele freie und Wehrfähige Bauern. Aber infolge der Realteilung der Höfe wurden diese immer kleiner und unrentabler. Deshalb und um der ständigen Wehrpflicht zu entgehen kamen sie freiwillig oder unfreiwillig in die Abhängigkeit adliger und kirchlicher Herren.

Im Frühmittelalter wurden die Anbauflächen für Getreide in der Bewirtschaftungsform der Feldgras- und Zweifelderwirtschaft bearbeitet. Die technische Ausstattung mit Geräten war einfach und die Arbeit der Bauern gestaltete sich entsprechend zeitintensiv und mühselig. Getreideanbau und Viehhaltung waren die vorrangigen Bereiche, in denen sich die Angehörigen der ländlichen Bevölkerung betätigten.

Die Viehzucht stellte einen Teil der Ernährung der Gesamtbevölkerung sicher. Die Tiere lieferten nicht nur Fleisch, Milch und Eier, sondern auch Ausgangsmaterialien für die Kleidung wie etwa Wolle oder Leder. Der Getreideanbau hatte ebenfalls vielfach die Doppelfunktion einerseits die Ernährung zu sichern und andererseits die Materialien für die Stoffe zu liefern. So diente etwa der Flachsanbau gleichzeitig zur Gewinnung von Leinöl und von Fasern, aus denen Leinen hergestellt wurde. Insgesamt war die Ernährungslage des größten Teils der Bevölkerung im Frühmittelalter jedoch oft recht kärglich, einfach und wenig abwechslungsreich.

Die alten wie neuen Landesherren in Ostmitteleuropa besaßen zwar viel Land, dieses war jedoch in weiten Teilen nicht urbar gemacht und erbrachte somit kein Einkommen. Nachdem sich Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter als wenig effektiv erwiesen hatten, warben sie daher mit erheblichen Privilegien und Versprechen um freiwillige Neusiedler aus den alten Reichsgebieten. Beginnend in den Grenzmarken siedelten die Fürsten Menschen aus dem Reich an, indem ihnen Landbesitz und verbesserte Rechtsstellung gewährt wurden. Dazu gehörten verbindlich festgelegte Abgaben (statt unbemessener Verpflichtung), die aber zunächst in den ersten „Freijahren“ nicht zu zahlen waren, und Vererbbarkeit des Hofes. Von den auf den ersten Blick weitgehenden Vergünstigungen für diese Bauern profitierten die Landbesitzer mit einer zeitlichen Verzögerung wiederum selbst, indem sie überhaupt Einnahmen aus dem Land erzielen konnten, das zuvor brachgelegen hatte.

Vergabe eines Lokationsauftrags durch den LandesherrnDie konkrete Anwerbung von Siedlern, die Verteilung des Landes und die Errichtung der Siedlungen übertrugen die Landesherren im Regelfall an sogenannte Lokatoren. Diese oft dem niederen Adel oder Stadtbürgertum entstammenden, oft vermögenden Männer organisierten berufsmäßig die Besiedlungszüge, angefangen von der Werbung über Ausrüstung und Reise bis zur Rodung und Errichtung der neuen Siedlungen in der Gründungsphase. Rechte und Pflichten der Lokatoren und der Neusiedler wurden in einem Lokatorenvertrag geregelt.

Ab dem 11. bis zum 13. Jahrhundert war die Agrarwirtschaft durch eine stetige Ausbreitung gekennzeichnet. Ursächlich begründet war diese Expansion in dem enormen Bevölkerungswachstum während dieser Zeitspanne. In vielen Ländern Europas kam es zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert zu einer Verdopplung beziehungsweise Verdreifachung der Bevölkerung. Diese Sachlage führte zu umfangreichen Rodungen und Erschließungen von Gebieten, die bis dahin landwirtschaftlich ungenutzt waren. Die Ausweitung der Anbauflächen ging einher mit technologischem Fortschritt, der sich auch in der Agrarwirtschaft zeigte.

Bauern wurden so Unfreie und konnten Verkauft, getauscht und Verschenkt werden. Sie besaßen keine Rechte. Es entwickelte sich Großgrundbesitz nach dem Vorbild römischer Latifundien. Mit der Besiedlung der Ostgebiete trat eine gewisse Verbesserung der sozialen Lage der Bauernschaft ein. Die Neusiedler Wurden in die eroberten Ostgebiete durch Privilegien gelockt und um der Auswanderung entgegen Zu wirken, wurden den Bauern in den alten Gebieten auch Verbesserungen der Lebenslage Zugestanden. Trotzdem blieb der Bauernstand an der untersten Stelle der gesellschaftlichen Hierarchie.

Mit der Feudalgesellschaft nahm die Belastung der Bauern mehr und mehr Zu. Frondienste und Abgaben an Adel und Kirche dienten deren aufwändiger Lebensführung. Dies führte im 12. und 13. Jahrhundert Zu Bauernaufständen, die durch die große Not verursacht wurden. Die Ansprüche des Adels und der Kirche nahmen Ausmaße an, die die Landbevölkerung nicht mehr tragen wollte. Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Pest und dezimierte die Bevölkerung derart, dass die Nahrungsmittelpreise drastisch sanken. Diesmal betraf es den Feudaladel, der Einnahmeverluste von 60 bis 70% hinnehmen musste. Er glich diese durch die Inanspruchnahme schon vergessener Vorrechte wieder aus. Besonders erfolgreich waren dabei die Grundherren der Ostelbischen Gebiete. Deren Agrarverfassung hielt bis ins 19. Jahrhundert!

Landwirtschaft im MittelalterVerschiedene Tätigkeiten der Bauern wurde durch den flächendeckenden Einsatz von weiter entwickelten Landmaschinen wie Pflügen, Wagen und Handgeräten, erleichtert, was zum einen zu mehr Effizienz bei der Arbeit und zum anderen zu höheren Erträgen führte. Gleichzeitig wurde eine intensivere Bearbeitung der Böden durch verbesserte Anspannungen für Pferd und Rind möglich. Die Bodennutzungsformen in der Landwirtschaft änderten sich im Hochmittelalter insgesamt zugunsten einer höheren Ausbeutung und einer deutlichen Ertragssteigerung. Insbesondere die Einführung der Dreifelderwirtschaft, die ab dem 12. Jahrhundert die älteren Bewirtschaftungsformen der Feldgras- und Zweifelderwirtschaft ablöste, trug wesentlich zur Erhöhung der Erntemengen bei. Mit der Umstellung auf die Dreifelderwirtschaft konnte auch der Gemüse-, Obst- und Weinanbau gezielt ausgebaut werden, sodass die Ernährungslage der Gesamtbevölkerung besser und vielfältiger wurde.

Im Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum im Hochmittelalter verstärkte sich die Notwendigkeit, die Bewirtschaftungsformen in der Landwirtschaft zu verändern, um die enorm gestiegene Anzahl an Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Eine Ausbreitung des Getreideanbaus zeigte sich nun überall. Selbst in Regionen, in denen die klimatischen Verhältnisse ungünstig waren, wie etwa in den regenreichen Küstenzonen, stieg die Anzahl der Äcker, auf denen nun Getreide angebaut wurde. Das Landschaftsbild vieler Regionen veränderte sich dadurch nachhaltig. Wälder wurden gerodet und Ländereien, die zuvor als Weideflächen für das Vieh gedient hatten, wurden zu Anbauflächen für Getreide. Der Ackerbau verdrängte die Viehzucht insofern, als die Haltung von Vieh nun einen deutlich niedrigeren Stellenwert genoss. Die nun installierte Dreifelderwirtschaft führte zu einer deutlichen Steigerung der Erträge. Die Abfolge bei dieser Bewirtschaftungsform sah vor, dass eines der drei Felder für gewisse Zeit unbearbeitet bleiben sollte, damit der Boden sich erholen konnte und nicht auslaugte. Sommerfeld, Winterfeld und Brache wurden nun regelmäßig abwechselnd genutzt.

Bauern im MittelalterDas Spätmittelalter war auch im Agrarsektor durch den ausgeprägten Bevölkerungsrückgang bestimmt. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts wütete die Pest und dezimierte die Bevölkerung, sodass der Bedarf an Nahrungsmitteln und Materialien für Kleidung deutlich zurückging. Dieses Faktum führte zu sinkenden Preisen und reduzierte die Höhe der Einkommen der Bauern, aber auch die der Grundherren drastisch. Die Agrarkrise, die nun entstand, war im Wesentlichen eine Einkommenskrise, jedoch spielte auch der Mangel an Arbeitskräften eine Rolle, denn die europäische Gesamtbevölkerung war mit der letzten Pestepidemie im 15. Jahrhundert um mehr als ein Drittel gesunken.

Als Folge des Bevölkerungsrückgangs war das Spätmittelalter durch die sogenannten Wüstungen gekennzeichnet. Menschenleere Orte gab es nun in vielen Landschaften. Der Prozess der Wüstung durch den pestbedingten Bevölkerungsverlust wurde noch Flugschrift über die 12 Artikel des Deutschen Bauernkrieges verstärkt durch die Abwanderung der Bauern in Gebiete mit besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten. Auf diese Weise versuchten sie, den Preisverfall für Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse auszugleichen, denn die niedrigen Preise schmälerten ihr Einkommen beträchtlich.

Auch die Einkommen der Grundherren sanken in der spätmittelalterlichen Agrarkrise. Sie begegneten der Krise in unterschiedlicher Weise, jedoch war die Strategie, die die meisten Feudalherren verfolgten, eine Erhöhung der Abgabenlast ihrer Bauern. Die Härte, mit denen viele der Grundherren gegen ihre Untertanen vorgingen, führte zum Widerstand der Bauern, der sich in Abwanderung oder Flucht ausdrückte.

Symptome der spätmittelalterlichen Krise im ländlichen Raum sind die Revolten der Bauern während des 14. und 15. Jahrhunderts. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen, kamen Faktoren im geistigen und religiösen Bereich hinzu, die für Sprengkraft sorgten. Unter dem Einfluss der Reformationsbewegung begann im Jahre 1525 der sogenannte Bauernkrieg.